Das halbfigurige Bildnis eines eleganten jungen Mannes in einem dunkelblauen Justaucorps mit Spitzenjabot, auf dem Kopf eine gepuderte Perücke, wird traditionell für ein frühes Porträt von Johann Wolfgang Goethe (1749–1832) gehalten, das entstand, bevor er 1765 nach Leipzig ging (seit Heuer 1899). Die Herkunft des Gemäldes aus der Familie Renz und die vom Vorbesitzer angegebene Provenienz aus den Wormser Familien Schuler und Meixner sprechen ebenfalls für diese Identifizierung, da Charitas Meixner in engem Kontakt zum jungen Goethe stand (vgl. IV-1999-003). Die Annahme, das Porträt sei direkt bei einem Besuch Goethes in Worms als Andenken für Charitas gemalt worden (Heuer 1899), ist nicht zu belegen. Da gesicherte Porträts des jungen Goethe nur in geringer Zahl überliefert sind, ist ein physiognomischer Vergleich schwer möglich: Das bereits 1762 entstandene Bildnis der »Familie Goethe im Schäferkostüm« von Johann Conrad Seekatz (vgl. IV-00232) zeigt das Gesicht des Knaben nur andeutungsweise, und die frühen Schattenrisse bieten kaum Anhaltspunkte. Das selbstsichere Auftreten, die großen dunklen Augen, die geschwungenen Lippen und die Form der Nase nehmen jedoch Merkmale vorweg, die auch späteren Goethe -Porträts wie dem von Georg Melchior Kraus (vgl. IV-01144) zu eigen sind. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 358)
Das Gemälde im FDH diente einst als Vorlage für das Gemälde von Hermann Junker, vor 1897/98, Öl auf Holz, 35,0 x 42,0 cm. (FDH, A IV-00231, 1943 im Kriegsmuseum. Kriegsverlust 1944, Literatur: Bericht der Goethehaus-Kommission, in: Jb. FDH 1898, S. 44 | Schulte-Strathaus 1910, S. 6 | Jahresbericht, in: Jb. FDH (Rolf Andree) | Seng 2009 (= Joachim Seng: Goethe-Enthusiasmus und Bürgersinn), S. 152
Erworben 1964 von Wilhelm G. U. Renz, Wiesbaden.
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